quand tu es là
Ein Freitag Nachmittag in meinem Büro. Ich habe zwei kleine Lautsprecher, die mir das Abhören von CDs während der Arbeit gestatten. An diesem Freitag Nachmittag kann ich aber nicht mehr arbeiten. Ich muss ständig einzelne Lieder noch mal und noch mal hören. The Umlaut has got me.
Drei Monate später:
Als ich den Text angefangen habe, war es draußen warm und August. Jetzt ist es grau und November. In Hamburg, der Stadt in der ich seit ein paar Jahren wohne, gibt es von November bis Februar Tage, an denen wird es dunkel und du denkst: es war ja heute überhaupt noch nicht hell. Sondern nur grau. So wie die Firnhaberau in Augsburg "am Vormittag finster und am Nachmittag grau" ist (http://www.lechlaeufer.de/achims/homepage4/lia/firnhaberau.html). Zum Glück habe ich The Umlaut am Laufen. Thorsten Propeller rockt wie nichts Gutes, so viel ist klar. Sophie und Thorsten Propeller können noch dazu unglaublich toll singen. Für mich ist The Umlaut aber noch etwas Anderes als eine Platte mit großartigen Liedern: Thorsten Propeller und Sophie haben eine akustische Sammlung von fragments d'un discours amoureux (Barthes) mit globalen Valenzen gemacht. Dass Liebe als Gefühl global funktioniert war klar. Aber ich sehe in The Umlaut die konkrete Demonstration einer "Globalisierung von Gefühlen" (Millan) als Gegenentwurf zu einer Globalisierung, die sich selbst nur als Profitsteigerung versteht. Da ist das englische Lied, das Sophie durchs Telefon über Distanz singt, die beim Singen durch die Leitung in real time überwunden wird. Da ist das französische Lied, das Thorsten Propeller singt, und in dem der Erzähler selbstreflexiv sagt: Du gibst mir soviel Mut, dass ich mich sogar traue, französische Texte zu machen. Das ist sowieso für mich das absolute Lieblingslied. Ich habe es gleich meiner Freundin vorgesungen und sie fand es toll. Ach, ich könnte soviel sagen, über The Umlaut. Aber es geht mir wie dem Erzähler in dem Anfangskracher "Weg". Auf dem Weg hierher im Bus, da wusste ich noch ganz genau, wie ich den Leserinnen und Lesern erklären wollte, warum ich The Umlaut so toll finde und jetzt sitze ich hier und weiß es nicht mehr. Jedenfalls ist The Umlaut, wenn jetzt wieder die Poll-(en)Zeit kommt, bei der Frage nach meiner persönlichen Platte des Jahres 2003 ganz oben mit dabei. Aber, genug gesabbelt, jetzt wird gerockt!
Musik von El Retardo gibt es hier zu hören.
Thorsten Propellers Lied "Perking" von der CD The Umlaut ist auch auf unserem Sampler Anarchie und Montag zu hören.