Gebrauchte Musik

Daß auch das private Leiden in der Popmusik wirklich gefährlich aussehen bzw. klingen und folglich eine für mehr als einen Einzelnen spannende Sache sein kann, wissen wir spätestens, seit Iggy Pop I Wanna Be Your Dog sang (es ist vielleicht kein Zufall, daß die Punkband Flat Earth Society, mit der zusammen Kübler mehrfach aufgetreten ist, eine besonders brachiale Coverversion dieses Stücks spielt). All diese Stücke arbeiten mit dem Umkippen des gängigen bitterschönen Liebeskummer-Motivs ins nicht mehr Schöne. Wreckless Eric hat diese musikalische Selbstauskotzung dann erfolgreich auch als isoliertes Ein-Mann-Phänomen praktiziert, und auch von Bernhard Kübler gibt es mehrere Songs, die dieser Punk-Tradition des Selbstekels sehr nahestehen. In einem davon, der den völlig zutreffenden und gerade deshalb jede sentimental aufgeladene Erwartungshaltung sprengenden Titel Ein Liebeslied trägt, heißt es an einer besonders romantischen Stelle: "Und schließlich, da fand ich sie in 'nem Bordell / Ich wollt' 'ne Nummer machen, ganz kurz und hart und schnell / Doch meine 100 Mark, die schlug sie einfach aus / Selbst Nutten treiben's nicht mit so 'ner Ekellaus." Kein Wunder, daß dieses Lied auch die wohl beste Variation des in der Punkmusik und ihren Vorläufern so beliebten Psycho Killer-Themas darstellt, das die in Popsongs üblicherweise sublimierte Frustration in Gewalt umschlagen läßt.

Und was kann man nun von dem Kerl bestellen?