Die Sabotage, die Bernhard Kübler durch grobe Mißachtung der herrschenden Form-Standards an diesem Liedermacher-Verständnis übt, muß also auf der Ebene des Inhalts ihr Gegenstück finden: gerade gegenüber dem erneuerten Terror einer bodenständigen unplugged-Innerlichkeit ist die Auseinandersetzung mit der Vorstellung des dichtenden Sängers, der zum wohlgefällig formulierten Ausdruck seiner Gefühle die Leier, pardon: Gitarre schlägt, bitter nötig. Bevor nämlich das Stereotyp vom Originalgenie, das seinem tief und authentisch empfundenen Seelenschmerz Ausdruck verleiht, nicht aktiv demontiert ist, können kritische politische Inhalte im Umfeld des Liedermacher-Prinzips immer weniger vertreten werden, ohne sofort dem rein persönlichen Leiden zugeschlagen zu werden (der Punk, der Kübler als "Söllner von Augsburg" bezeichnete, hat genau diesen Punkt getroffen: der antikünstlerische frühe Hans Söllner war der Versuch, den politischen Impetus von Großdichtern wie in diesem Fall Bob Dylan vom Kopf auf die Füße zu stellen): Leiden fürs Poesiealbum oder die Flower Power-CD; Leiden, das einfach schön und nach wie vor dazu da ist, den Haß einzuschläfern: Nicht Opium fürs Volk, sondern Räucherstäbchen.