Bubblegum from Brazil
Staples/Teen Lovers: Split, CD, Überfall-Records 2001
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Allen Freunden des Punk'n'Roll von Kissing bis Rockaway Beach sei hiermit die frohe Botschaft überbracht, dass es ihn auch in Brasilien gibt. Dass die Platte irgendwie sonnig klingt und zum Biertrinken am Strand einlädt, schieben wir jetzt mal nicht auf das Klischee der geografischen Herkunft der Staples und der Teen Lovers, die hier abwechselnd jeweils elf Stücke rausfetzen (Pantera sind ja auch aus Brasilien, und deren Musik eignet sich ja eher zum Bierflaschen-gegen-fahrende-LKWs-Schmeißen).

Tolle Melodien, gescheuerte Gitarren satt - trotzdem würde sich vielleicht auf lange Strecken eine gewisse Routine einschleichen, wenn man das Set der beiden Bands jeweils am Stück hören würde. Durch den Wechsel zwischen den Powerpop-Smashern der All-Girl-Band Staples und den eher rockigen, manchmal etwas langsameren Songs der männlichen Teen Lovers, die offenbar in einem losen Frage-Antwort-Spiel thematisch angeordnet sind, wird die Platte abwechslungsreicher - und es entwickelt sich eine Art Dialog, der in dem Duett Hell of a Trick sein Highlight findet - das steht den Motown-Duetten von Marvin Gaye und Tammi Terrell an Intensität in nichts nach!

Durch diese Bezüge kriegt das ganze Album einen netten romantischen Zug, der es natürlich vom oft eher freudlosen Punkrock-Pflichtprogramm (Leimschnüffeln, den Polizeistaat verdammen usw. ;-)) positiv abhebt. Und da man die Texte nicht versteht, dürfen wir uns endlos in müßigen Spekulationen ergehen, ob es bei She Knows How To Make Me Love um Sex geht (weil sich vielleicht die portugiesische Grammatik in "She Knows How To Make Love To Me" eingemischt hat) oder nicht. Soll einer sagen, die Globalisierung hätte nicht auch ihre positiven Aspekte (Brasilien ist da ja dank Präsident Lula und dem Weltsozialforum in Porto Alegre ein Land, das auch in anderer Hinsicht Anlass zu Hoffnung gibt), wenn sie solche herrlichen Blüten treibt. Ein Hoch dem Missverständnis - gabba, gabba, hey!

gebrauchtemusik
Hier findet sich ein Leserbrief von Marcel Hähnel (Überfall-Records) zu dieser Rezension.

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