Ramones Anthology 1&2
Die Anthologie der Beatles stand schnell an Nummer 1 in den Hitparaden der Welt.
Dass etwa zeitgleich die Anthology der Ramones erschien, wurde daher in den Medien eher als Randnotiz vermerkt. Schade eigentlich!
Der Kommerz überschattet eben so manches aus der Subkultur entstandenes Meisterwerk. Denn immerhin sind die Ramones ein musikalisches Vorbild, wenn nicht sogar Leitbild, für erfolgreiche Gruppen wie „Die Toten Hosen“ und „Die Ärzte“.
Was für Gründe gibt es dafür?
Wer die unbekümmerte Art der Ramones, Punk-Rock zu spielen, kennt, weiß, dass diese eingängigen, einfachen Rhythmen aus dem Bauch gespielt werden. Ehrlicher geradliniger Punk ohne Schnörkel, der gerne einige Riffs bei bekannten Musikgruppen „zitiert“, um nicht zu sagen klaut. Aber angesichts der heutigen Musikkultur, dem „Second-Hand-Gebrauch“ jeder einigermaßen erfolgreichen Melodie, ist dies bei den Ramones im anarchistischen Kontext zu sehen. Die Ramones bereicherten ihr musikalisches Repertoire mit bekannten Tonabfolgen und parodierten im Zusammenhang mit derb-witzigen Texten („Somebody put something in my drink“) das gesamte Musikbusiness.
So geschehen auch in dem sozial-romantischen Aussteigersong: „It´s not my place (in the 9 to 5 world)“. Die ruhigeren Töne des kurzen Gitarrensolos erinnern mich an die „Kinks“, die ja zuweilen ruhigere melodische Töne anschlugen.
Kurz und gut. Meine Freunde und ich entschlossen sich diese Anthologie der Ramones zu kaufen. Während die Medien ohne Unterlaß über die Beatles berichteten und in diesem Zusammenhang neue Verkaufsrekorde vermeldeten. Allein dies war schon ein Grund dafür, die Anthologie einer in dieser Beziehung vergleichsweise erfolglosen „Musikcombo“ zu kaufen. Zudem war für mich, der bislang nur eine LP der Ramones anno 1989 besaß, interessant zu erkennen, dass das musikalische Strickmuster der Ramones von den „Toten Hosen“ teilweise bis ins Detail kopiert wurde...
Was aber in dieser Szene eher als eine Auszeichnung, sprich Anerkennung, angesehen werden dürfte und daher legitim ist.
Ich kann einfach nur sagen, dass ich sehr froh bin, dass es die Musik der Ramones gibt. Und ich genieße es, diese einfache, straighte Musik zu hören. Zudem gibt es jede Menge witzige Texte und Refrains.
Hier meine Favoriten, sprich meist gehörten Songs auf der Ramones Anthology 1&2:
Zunächst Anthology 1:
Der Song „Blitzkrieg Bop“ bekommt in diesen Tagen traurige Aktualität. Ich habe beschlossen dieses Lied jedesmal im Hintergrund laufen zu lassen, wenn im Fernsehen Bilder vom Krieg im Irak zu sehen sind. Sozusagen als „ironischer“ Kommentar zum „Bush-Mündungsfeuer“.
Den Klassiker „Judy is a punk“ erklärt sich aus dem Text selber. Punk ist keine Mode, sondern Lebenseinstellung. Mein Motto: „Just be a punk inside!“.
Der Song, der bei mir sofortige Sommerlaune erzeugt, ist die Strandhymne: "Rockaway beach“.
In Gedanken liege ich auf dem Badetuch und schwelge beim Anblick mancher Strandschönheiten in unanständigen Gedanken. Zu diesem Gedankengang trägt auch das T-Shirt bei, das zu diesem Song erhältlich ist. Natürlich hatte ich mir dieses Shirt gleich bestellt. Es ist in greller gelb-oranger Neonfarbe gehalten. Auf dem Shirt ist -im Comicstil- eine Häsin im Bikini zu sehen, die sich auf einem Strandlaken räkelt und von einem coolen Hasen(rammler?), der vor ihrem Laken steht, angesprochen wird. Im Hintergrund befindet sich im schlichten schwarz gehalten ein Riesenrad und ein zerfallenes Gebäude mit der Aufschrift: „spook house“.
Dieses T-Shirt trug ich auch einmal in einer bundesdeutschen Kaserne.
Dort wurde ich allerdings gefragt: „In welchen poppigen Farben laufen Sie hier denn rum?“. Merke: „Punk ist beim Bund ein Hemmschuh!“. Obwohl doch auf der Rückseite des T-Shirts: „Hey, ho let´s go“ steht. Klingt doch fast so wie: „Links zwo, drei, vier!“, oder?
Zu Anthology 2:
Das erste Lied der Ramones Anthology 2 heißt: „The KKK took my baby away“. Eine sehr witzige Auseinandersetzung mit dem berühmten und vor allem berüchtigten amerikanischen Geheimbund und damit mit dem Thema Rassismus.
Ebenfalls darauf, der Song mit dem sozialkritischen Touch: „I don´t wanna grow up“. Zu diesem Song existiert auch ein im Comicstil produziertes Musikvideo, das zuweilen auf MTV gezeigte wird.
Auch der Song: „Merry Christmas“ sollte an Weihnachten viel öfter im Radio zu hören sein.
Schließlich kann ja dafür einmal weniger der Evergreen von „Wham“ („Last Christmas I gave you my heart...“) gespielt werden. Was Muttern dazu wohl sagen würde?
Was wollte ich Euch damit sagen? Die beiden CDs der Ramones Anthology sind einfach guter, zeitloser Punk-Rock und dürfte auch nicht bekennende Fans dieses Musikgenre überzeugen.
Deshalb lege ich jedem Rockfan diesen „Punk-Klassiker“ ans Herz. Vor allem aber auch den jüngeren Punk-Rock-Fans, die diese Zeilen lesen.
Da dieses Label auch ein Forum darstellen soll, könnt Ihr mir gerne Reaktionen, Meinungen und Anmerkungen zu diesem Artikel an folgende Email-Adresse schreiben: Albrecht.Rau@freenet.de
Und denkt daran: In Augsburg gibt es demnächst die „Ramones-Ausstellung“ (Infos dazu gibt es im Terminkalender der „Neuen Szene“).