Popfakes
Popfakes nennt Wolfgang Almer aus Linz seine Bookingagentur. Ein guter Name, weil er sich explizit der grassierenden Tendenz widersetzt, Pop und Mainstream immer umwegloser einfach gleichzusetzen. Programmatisch zitiert Almer Brian Eno: "Wir wissen, dass wir im Popbusiness arbeiten, wir wissen, dass dieses Business eine Geschichte hat, wir wissen, dass es hier primär ums Geschäft geht. Dennoch wollen wir etwas neues erfinden".
Von den Acts, die Almer auf der CD Popfakes vorstellt, sind die interessantesten allerdings diejenigen, die sich dank starker Orientierung an den Sample-&-Loop-Strukturen der elektronischen Clubmusik nicht gar zu sehr auf das songwritermäßig-genialische "Erfinden" von neuen Melodien oder gar Texten einlassen, sondern eher mit Klangtexturen basteln.
Working Class Heroes lassen in unglaublich schnell vergehenden 8 Minuten aus esoterischen Clicks & Glitches einen supereingängigen Dancetrack entstehen, der dann mit einem Sample gekrönt wird, in dem Helge Schneider (?!), oder eine Stimme, die sich genauso anhört, den Refrain des Cyndi-Lauper-Songs Girls just wanna have fun intoniert. Deshalb heißt dieser Track, der alle 80er-Retro-Kulte auf äußerst unterhaltsame Weise abwatscht, auch when the working day is done. Ein Highlight.
Ein weiteres Highlight etwas harscherer Machart ist das aus elektrischen Brummschleifen und anderen Störungen montierte hoerbsp. von Egotrip, die auch mit ihren beiden weniger geräuschhaften Sample-Pop-Tracks überzeugen, die zum Teil an Berliner Projekte wie z.B. Mondo Fumatore erinnern.
Lampe steuern zwei angenehm unterkühlte TripHop/Ambient-Dub-Stücke bei. Jomasounds operieren wiederum stärker mit Rausch-&-Knistersounds, die sie allerdings beat-betonter einsetzen als Egotrip.
Die Beiträge von Gelée Royale und 4 Experimentelle die nur 2 sind nerven teilweise ziemlich, aber Ausfälle gibt es ja bei jedem Sampler. Die beschriebenen Tracks aber sind durchweg interessant und zeigen, dass es in Österreich vielleicht auch abseits der schmoofen Wiener Szene(n) intelligentes musikalisches Leben gibt (dass Popfakes in der Stadt der Ars Electronica ansässig ist, muss kein Zufall sein.)
Wer interessante elektronische Liveacts sucht, kann hier also durchaus fündig werden - aber auch , wenn man die Leute nicht gleich live buchen will, ist die CD eine Anschaffung wert, schließlich ist sie kein schnödes Demo, sondern ein hübsches Digipak, in dem - sehr nett - für jeden vertretenen Act eine individuell gestaltete Visitenkarte steckt. Persönlich überreichen lassen kann man sich diese von den Popfakes-Künstlern am 15.09. im Alten Schlachthof Wels, am 22/23.9. Electric Pavillon/Couch/Bierstindl Innsbruck, am 01.10. im Chelsea Wien, am 13.10. im KUPRO Sauwald Schärding, 18.10. Herbstbar/Theatro Graz (Steirischer Herbst).