Jesus Jackson und die Grenzlandreiter: „Gewöhnlicher Schall“
Augsburgs bekanntester Geheimtipp, die seit 1998 bestehende Musikgruppe "Jesus Jackson und die Grenzlandreiter" haben kürzlich ihre zweite CD mit dem Titel „Gewöhnlicher Schall“ veröffentlicht. Es sind insgesamt 12 Songs, die sich kritisch mit dem Zeitgeist auseinandersetzen.
Es zeigt sich, dass die Verzahnung von Musik und Text aufgrund der feinen Abstimmung zwischen der markanten Stimme des Sängers Jesus Jackson (alias Jürgen Jäcklin) und den bemerkenswert tiefsinnigen, aber mit der „großen Leichtigkeit des Seins“
erstellten Texten eine überwiegend harmonische Einheit erzeugt. Neben Jürgen Jäcklin fungieren auch die Grenzlandreiter Gerald Fiebig und Mathias Huber als Texter, in einem Fall auch der Dichter Herbert Hindringer.
Diese weitgehend in sich stimmige Umsetzung von Text und Musik wird nicht zuletzt auch aufgrund des musikalischen Arrangements von Mathias Huber und dem Produzenten Bantu Mantra erreicht.
Die Mosaiksteine aus Tönen und Worten fügen sich zu einem durchdachten Gesamtkonzept zusammen. Ganz konkret heißt dies: Eine leichtfüßige musikalische Umsetzung sozialkritischer Themen mit Refrains, die des öfteren Ohrwurmqualitäten haben.
Besonders zu empfehlen sind in dieser Hinsicht folgende beiden Titel.
„Revolution Nr. 1999“
Dieser Song beschreibt einen Aufstand von jungen Katholiken gegen die höchste Instanz in Person des Papstes. Ein gekonnter, feinsinniger Seitenhieb auf den herrschenden Zeitgeist zeigt sich in dem Refrain: „Fun, Gemeinschaft, Action und Glaube“, dem Leitsatz der Aufständischen.
(Spaßgesellschaft und der religiöse Glaube als Lebenseinstellung - kann das gut gehen?).
Am Pfingstsamstag wird Rom überfallen und der Papst „aus seiner heiligen Ruh´“ gerissen.
Am Pfingstsonntag wird seine Autorität auf dem Balkon des Petersdom vor der Zuschauer-menge ins absurd Lächerliche gezogen. („Am nächsten Tag stand er auf dem Balkon im roten Dessous. (...) Anstelle des Segen, gab es einen bunten Kondomregen.“)
Der heilige Vater selbst singt dabei ironischer Weise den Refrain der Aufständischen:
„Fun, Gemeinschaft, Action und Glaube“.
Ein wirklich peppiger Song, von Sänger Jesus Jackson, vorgetragen im Stile eines modernen Liedermachers.
„Verschwende deine Jugend“
Dieser Titel lässt schon erahnen, dass es sich in diesem Song um einen wehmütigen Rückblick in die 80er Jahre handelt. Damals war dieser Titel wohl eines der Leitsätze der „Null Bock Generation“. In musikalischer Anlehnung an diese Zeit ist dieser Song auch im Stile des New Wave konzipiert.
Der mit viel Herzblut vorgetragene Refrain: „Verschwende deine Jugend (alter Sack)“
beinhaltet die Kernaussage des Songs, der einen schonungslosen, zynisch-ironischen Abschied von der eigenen Jugend darstellt. („Verdammt mir ist so übel, so übel! Ich kotze meine 35 Jahre in den Kübel.“) Ein Song der Marke Gassenhauer.
Es befinden sich auf der CD noch viele mit eingängigen Melodien und Refrains ausgestattete Lieder. Diese setzen sich kritisch mit den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in der Welt auseinander.
Im Song „Toskanafraktur“ wird der Vorwand Bushs, der Krieg gegen Irak diene der Sicherung des Weltfriedens, als getarnter Zugriff auf das begehrte Erdöl offengelegt und dessen Folgen für die Bevölkerung Iraks thematisiert. Der Refrain stellt die entscheidende Frage: „Wer hat das kaltgepresste Erdöl in die Blutmühle geschmiert?“. Die Antwort ist in einem „allgemeinen, globalen (Wirtschafts-)Interesse“ an einem befriedeten Irak zu finden.. (Man könnte auch sagen, der amerikanische Kreuz- bzw. Feldzug für die Demokratie findet auf zynische Art und Weise unter dem Motto statt: „Oil is in the earth, freedom for the people of Irak. Sodom & Gomorra in the name of petrol-companies”.)
Um die globale Wechselwirkung von Politik, Wirtschaft und den wichtigsten Börsen geht es auch in „Heartbroker Hotel“. Quintessenz: Die Börsianer selber können sich durch Insider-geschäfte vor den Kursverlusten ihrer Aktien schützen.
Der Privatkunde zahlt die Kursverluste. („Wir schauen auf die Uhr. Der Privatkunden-Newsletter geht erst eine Viertelstunde später raus.“)
Eines aktuellen und brisanten Themas nimmt sich – gesungen von Gerald Fiebig- das Lied „Hamburgerschule“ an.
Ein Asylant lernt den (Arbeits-) Alltag in einem deutschen Hamburger-Schnellrestaurant kennen und zieht Vergleiche zur vorherrschenden Fremdenfeindlichkeit im ostdeutschen Brandenburg.
In balladesker Form vorgetragen, basierend auf einer melancholischen Melodie, endet das Lied mit einer persönlichen Tragödie.
Die neue CD der Grenzlandreiter stellt eine konzeptionelle Einheit aus Musik und Text dar. Die Abstimmung der einzelnen Bandmitglieder aufeinander ist das eigentliche Erfolgsrezept:
Mit Spaß an der Musik tiefsinnige Texte zu vermitteln und die entstandenen Songs zu einem Hörerlebnis zu machen. Die Texte, Politlyrik vom Feinsten, sind dann auch oftmals beeindruckender als die Musik selber. Der musikalische Bereich, das Transportmittel dieser Texte, kann noch ausgebaut werden.
Jesus Jackson und die Grenzlandreiter: „Gewöhnlicher Schall“.
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