Nicht Herzversagen, sondern eher Herzanregung und eventuell auch Tanzbewegungen lösen die Tracks von Der Unsichtbare aus. Deutscher Hip Hop kotzt mich an heißt einer der 5 Tracks auf seiner ersten CD, in dem es eigentlich um was ganz anderes geht. Trotzdem kann man den Titel wörtlich nehmen: mit den Breakbeats von Hiphop könnte sich Der Unsichtbare wahrscheinlich anfreunden - solche Beats finden bei ihm auch Verwendung, allerdings kalt, ohne warme Bässe, und viiiiiiiiiiiiel schneller - , wenn sie nur nicht so langsam wären! Das kotzt echt an - und dann noch das ewige Gelaber auf den Tracks.
Das kann Der Unsichtbare nicht ab, gerade weil er selbst einer derjenigen Elektronik-Musiker ist, die sich durchaus auch als Geschichtenerzähler verstehen. Nur, dass sie ihre Geschichten mit ganz wenigen Stimmensamples (oder "nur" Sounds) andeuten und die Geschichte im Kopf des hörenden Individuums entstehen lassen, anstatt dieses zuzutexten. Um seine im Lauf der CD zunehmend bedrohlicher werdenden Klangwelten zu entwerfen, in denen die Individualität sich als ziemlich zerbrechliche Konstruktion erweisen könnte, benutzt Der Unsichtbare eine mir sehr zusagende Palette von Sounds, die von Verzerrergitarren-artigen Sägesounds über melancholisch-fette 80es-Electro-artige Synthie-Riffs bis hin zu Spielzeugsounds und - im 17-minütigen Dark-Ambient-Abschlusstrack Apokalypse revisited - (akustischen) Streichersamples, Geknister und Echos reicht. Alles in allem: Spannende Elektronik mit Groove und Atmosphäre, für schöne dunkle Clubs und nachts unter dem Kopfhörer. Bitte mehr.
gebrauchtemusik
Hier gibt es einen Text über das erste Vinyl-Album von Der Unsichtbare (das teilweise dasselbe Material enthält).