Allein auf allen Bühnen
Clipper: Allein auf allen Bühnen (CD, Onetakerecords 2002)
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Clipper aus Saarbrücken verfolgen den auf ihren ersten beiden CDs Fliegerschule und Dort, wo man sich aufhält eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Das bedeutet: auch diesmal wieder weniger, mit Akribie durcharrangiertes Material (6 Tracks, von denen - eine Neuerung - 2 Instrumentalstücke sind) statt Redundanz, großzügig angelegte Popsongs, die durchaus den mittlerweile bereits unverkennbaren Clipper-Sound haben. Das kommt aber nicht dadurch zustande, dass sie genauso klingen wie die Songs der letzten beiden CDs, sondern dadurch, dass sie diesen in wohlüberlegten, aber deutlich hörbaren Schritten weiterentwickeln.

Auf der vorliegenden CD scheint mir dies v.a. durch eine im besten Post-Punk-Sinne minimalistische Gegenüberstellung, allerdings ohne Harmoniefeindlichkeit, von "klaren" und "rauen" Strukturen zu passieren. "Klar" sind in erster Linie die warmen, runden Basslines, die für die Architektur der neuen Songs an Bedeutung gewonnen haben; "rau" sind öfters mal die Gitarren. Das Musterbeispiel und der Anspieltipp dafür ist Das neue Ding: Ein Bass wie von Jah Wobble, ein ins Intro (das dann auch von den Fehlfarben hätte sein können) reingedroschener vereinzelter Gitarrenakkord, und dann ab dafür. New-Wave-Rezeption, die Spaß macht. Und dann ein toller Schluss mit überraschendem Wechsel zur Akustikgitarre.
Das nachfolgende Instrumental E-Musik setzt dann gitarrensoundmäßig eher den Drillbohrer an, während auf Protestsong das schöne Saxofon-Solo zuerst auch wie eine Gitarre klingt. Eine weitere Überraschung birgt der Text von Protestsong: Karl Marx in einem "Liebeslied" unterzubringen, hat meines Wissens zuletzt Billy Bragg in den 80ern geschafft, und jetzt heißt es hier: "Du bist was du
has(s)t, denkt Marx... / Doch vielmehr hass' ich, was ich bin, und denk nach..."

Respekt!

gebrauchtemusik

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