Aus Saarbrücken hört man zu wenig im Rest der Republik. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass Clipper dort seit vier Jahren aktiv sind, durchaus auch einige Tonträger veröffentlicht haben, ohne dass man etwas von ihnen mitbekommen hätte. Das ist umso erstaunlicher, als sie mit dem Hamburger-Schule-Standard der deutschen Pop-"Bundesliga" voll kompatibel sind - mit dessen Non-Rock-Ausprägung, sollte man präzisieren. Denn auf dieser 6-Track-CD wird nicht das Pathos des Jetzt-geht's-voll-ab zelebriert - die Spannung der Stücke ist weniger offenkundig. Alles bewegt sich im vermeintlich ruhigen Midtempobereich (außer dem quirligen Instrumentalopener Krimskrams), hintergründige Dramatik wird durch rhythmische Vertracktheiten, bisweilen ziemlich komplexe Gitarrenarbeit und das Ineinander von Gitarren und Lo-Fi-Orgelsounds erzeugt. Dass die Texte eine Tendenz zur Abstraktheit haben (mich erinnern sie, wenn man denn Hamburg-Vergleiche heranziehen will, am ehesten an Brüllen) schadet insofern gar nicht, weil die Musik selbst im Zusammenspiel ihrer Elemente jene Geschichte auserzählt, die die Texte nur andeuten.
Gute Popmusik auf der Höhe der Zeit also, wobei der besondere Reiz der CD darin liegt, dass sie die als szenetypisch codierten Sounds von Hamburg und des Berliner Wohnzimmerpop zusammenführt, was auch dazu beiträgt, den Verdacht der Formelhaftigkeit zu zerstreuen - optimal vorgeführt auf The Sound of this Town. Wenn Clipper den Sound von Saarbrücken repräsentieren, könnte man davon durchaus noch mehr vertragen....
gebrauchtemusik