Mirco Buchwitz und sein virtuelles Ensemble, in dem er alle Rollen nicht nur auf CD, sondern auch auf der Bühne spricht, haben ihre hörspieltechnische Reichweite erweitert. War die erste CD des Projekts noch von eher klassisch-dialogischen Kurzhörstücken geprägt, die auch auf der Bühne funktionieren sollten, wird hier eine Mischung aus "echten" Dialogen (mit GastsprecherInnen), O-Ton-Collage (daher der Titel) und musikunterlegten Kommentartexten aufgeboten, der zur aktuellen Hörspielästhetik aufschließt. Schön zu hören, dass radiotaugliches Material auch mit Diktiergerät, Minidiscrecorder und PC herstellbar ist.
Inhaltlich folgt das Hörspiel dem Protagonisten durch eine Freitagnacht, die sich durch diverse Clubs, "Afterhoursrumgehänge" usw. bis Samstagabend zieht. Sehr gut beobachtete und inszenierte Nachtlebendialoge zwischen drogengesteuertem Tiefsinn und der ganz gewöhnlichen Planlosigkeit wechseln mit Telefonaten, Klatsch, Taxifahrten und Meditationen über die Sehnsucht.
Im letzten Drittel zieht sich das Hörspiel für meinen Geschmack ein wenig, weil das Strukturprinzip der kurzen, aneinandermontierten Episoden relativ vorhersehbar wird und auch die Pointe des Plots - der Protagonist, man könnte wohl sagen, Ich-Erzähler, weil er der mit dem Diktiergerät ist - ist eigentlich auch nicht wirklich eine (er trifft wieder auf seine Ex, die ihn zwei Abende vorher verlassen hat), sondern muss halt dafür sorgen, dass das Stück irgendwie einen Abschluss hat.
Dass es gar nicht einfach ist, einen "sinnvollen" Schluss für das Stück zu finden, ist aber nicht unbedingt ein handwerklicher Mangel, sondern durch den Stoff bedingt: Buchwitz zeigt uns die "Ausgehwelt" mit ihren Sex- und Drogen-Ritualen letztlich als eine Vorhölle der Ausweglosigkeit, wo sich jedes Wochenende das Gleiche wiederholt, "besten"falls in immer größerer Beschleunigung, die es aber nie schafft, ihren Rahmen zu sprengen und die vage Sehnsucht nach einem anderen Leben oder gar sowas wie Glück einzulösen. Die luzideste Stelle des Hörspiels ist die, wo der reflektierende Erzähler sich eingesteht, dass sein Leben angesichts dieser Wiederholung des Immergleichen sich vielleicht gar nicht wesentlich von dem unterscheidet, das die cleanen "Angepassten" mit ihren festen Beziehungen führen.
Durch solche Passagen, und mehr noch vielleicht durch surreale, selbstironische Einsprengsel wie den "Termin mit dem Schicksal" (in bester Helge-Schneider-Manier werden das Schicksal und sein Assistent von Buchwitz selbst mit manipulierter Bandgeschwindigkeit eingesprochen) entgeht die Produktion der Gefahr, sich in einem flachen Realismus zu erschöpfen, der in erster Linie auf die Klientel schielt, die sich auch ein Hörbuch von Alexa Henning von Lange kaufen würden.
Ob man das jetzt für ein spannendes Thema halten will, dem man 66 Minuten seiner Aufmerksamkeit widmen will, ist natürlich Geschmackssache. Aber Buchwitz zeigt, dass er das Zeug hat, gut gemachte Hörspiele zu produzieren. Es wäre zu hoffen, dass man da mehr von ihm zu hören kriegt - wenn ja, so werden ihn früher oder später auch andere Themen reizen. Auf jeden Fall hat sich einiges getan seit seiner ersten CD - Respekt und viel Erfolg!