Das neue Album des Augsburger Elektronikprojekts Bantu Mantra trägt den Namen des Transistor-Weltempfängers, der auf dem Cover abgebildet ist - ein stimmiges Symbol für die Überlagerung verschiedener Soundkonzepte auf der CD, die sich durchaus mit dem Drehen an so einem Gerät vergleichen lässt: Sounds, fremdartige Stimmen und Rhythmen tauchen auf, oft von Störgeräuschen interpunktiert, und regen die Phantasie an, sich die dazugehörigen Orte, Menschen und Geschichten auszumalen. Exotische Titel wie roter osten, solara, rundkuppel und weiße nacht tun ein Übriges, um die Tracks des Albums zum Soundtrack für eine Weltreise im Kopf zu machen.
Die Verwendung 'ethnischer' O-Töne ist hier also aus dem Konzept des Albums schlüssig motiviert und wird so dosiert eingesetzt, dass der Verdacht einer pseudo-'authentischen' Ausbeutung nichtwestlicher Klangkulturen nicht gegeben ist. Denn was den Tracks ihren Zusammenhalt gibt, sind die komplexen Beats, die die sehr relaxt, aber nicht süßlich klingenden atmosphärischen Flächen-Sounds strukturieren.
Im Laufe der zehn teilweise ineinander übergehenden Stücke treten zu den rhythmischen und harmonischen Strukturen zunehmend geräuschhaftere Elemente hinzu, die die Spannung, im Sinne von Suspense, allmählich erhöhen und eine unbestimmte Unsicherheit evozieren. Das beste Beispiel hierfür und zugleich - neben dem Abschlusstrack (10) popcorn bewölkung - das Glanzstück des ganzen Albums ist 24 little hours (Track 8): Ist es bedrohlich? Oder ist es eher melancholisch? Lauert die Bedrohung hinter den Mollakkorden des Klaviers, dem analogen Knistern oder den metallischen Beats, oder doch hinter den unverständlichen Stimmen? Diese Entwicklung von einer hellen, warmen hin zu einer dunkleren, unterkühlten Textur machen das Album zur optimalen Musik für einen späten Sonntagnachmittag, wo auf der anderen Seite des Sonnenuntergangs der Montag droht.
Fazit: Eine empfehlenswerte Electronic-Listening-CD, mit der Bantu Mantra nach dem erst 2001 bei www.gebrauchtemusik.de erschienenen, eher pop-orientierten Album Kopfwehtapeten (gemeinsam mit Jesus Jackson) seine stilistische Vielseitigkeit und sein Gespür für Atmosphäre eindrucksvoll unter Beweis stellt.