Falco – Popstar oder genialer Schwerenöter?

Anfang der 80er Jahre brach sich eine neue Art der sprachlichen Mitteilung im Musikbusiness Bahn. Bühne frei für Falco. Bis heute unvergessen, seine Hits angefangen von „Der Kommissar“ über „Jeanny“ und „The Sound of Musik“ bis zum Mega-Hit post hum: „Out of the Dark”.

Die Besonderheit - und gleichzeitig Markenzeichen - von Österreichs bekanntestem Popstar waren seine Texte. Die Mixtur aus deutsch-wienerisch-angelsächsischem Sprachgut war und ist einmalig. Mit der Errichtung eines eigenen Sprachkosmos eröffnete Falco einen kreativen Spielraum für seine Texte. Die Musik diente als ideales Transportmittel seiner provokant-tiefsinnigen Worten, die mit dem scharfsinnigen Witz des Wiener Schmäh gepaart, eine unnachahmliche Anziehungskraft auf den Hörer ausübten.
So geschehen in seinem größten Hit: „Rock me Amadeus“ aus dem Jahre 1985.
Zitat: „Er war ein Punker und er lebte in der großen Stadt. (…) Er hatte Schulden und er trank, doch ihn liebten alle Frau´n (…) Er war ein Virtuose, war ein Rockidol. (…) Und alles schrie nach Heiterkeit und rief: „Come and rock me Amadeus!".
Das Lied stellt das Musikgenie Wolfgang Amadeus Mozart dar. Es beschreibt die Persönlichkeit und den Stellenwert eines Mozart in der Rock – und Popkultur, wenn man diesen per Zeitmaschine in das 20. Jahrhundert versetzen würde. Dieser Kunstgriff war ebenso nahe liegend wie genial. Denn Falco spielte schon als Kleinkind so gut Klavier, dass ihm beim Vorspielen am Konservatorium bestätigt wurde, dass es sich bei ihm um einen kleinen Mozart handele.

Zurück zu seinen unvergleichlichen Texten.
Diese Begabung der sprachlichen Wiedergabe von Sinneseindrücken, lässt beim Hörer einen inneren Film ablaufen. Quasi Kopfkino mit den emotionalen Vorzügen der Musik untermalt. Absolut genial und daher mitreißend.
Diese Art der Textdichtung wurde in einem Zeitschriftenartikel vom Künstler selbst als „falcolized“ bezeichnet. Was nichts anderes bedeutet, als das die Texte Falcos erst von ihm selbst durchlebt worden sind – ihm durch Mark und Bein gingen – und dann eine Niederschrift erfuhren.
„Falcolized“, dieser Ausdruck trifft den Nagel auf den Kopf.
Falco ist in erster Linie als Textdichter zu verstehen, der die Musik als Medium nutzte, um die Emotionalität seiner oft tiefgründigen Texte hervorzuheben.

Die Romanbiographie über Falcos Leben

Zwei Falco sehr nahe stehende Personen, die in sein künstlerisches Schaffen integriert waren, sind die Videokünstler Dolezal und Rossacher, kurz DoRo genannt.
Das Duo hat für seine Produktionen im Bereich des Musikfilms bzw. Musikvideos hohe internationale Preise erhalten. „Falco und DoRo waren eine künstlerische und eine emotionale Symbiose. Eine Symbiose voll gegenseitiger Kreativität, von Liebe und Krach, von harter Arbeit und lauten Festen“ (1).

Die Romanbiographie von DoRo ist 1998 erschienen und eine echte Bereicherung für jeden Fan des österreichischen Ausnahmemusikers (2). Die Autoren zeigen Hansi Hölzels Werdegang zum Star. Sie dokumentieren die emotionale Zerrissenheit des Menschen, der sich hinter dem Star, der Kultfigur Falco, verbirgt. DoRo beschreiben das Innenleben des Stars so transparent und nachhaltig, dass beim Leser eine Art Sogwirkung entsteht, die ihn buchstäblich in Falcos Seelenleben hineinzieht.
Die Autoren beschreiben in der Romanbiographie vor allem das Spannungsverhältnis zwischen Triumph als äußerster Stufe des Erfolges und die jahrelangen, erfolglosen Comeback-Versuche des erfolgreichsten österreichischen Sängers. So geschehen mit dem Mega-Hit „Rock me Amadeus“ aus dem Jahre 1985, der Falco einen Nummer 1-Hit in den USA beschert und damit dort auf nachhaltiges Medieninteresse stößt.
Aber auch Falcos Misserfolge, die jahrelangen, erfolglosen Comeback-Versuche werden ausführlich beschrieben. Die Zeitspanne, in der sich für Falco kein nennenswerter Erfolg einstellt, wird vom Autorenduo als ein besonders intensiver Lebensabschnitt dargestellt.
Die emotionale Zerrissenheit des Menschen, der hinter der Kunstfigur Falco steckt, wird ausführlich beschrieben. Ein Mensch, der sein inneres Gleichgewicht sucht, kurzzeitig findet und letztlich immer wieder verliert. Dabei spielt die selbst gewählte Einsamkeit des Stars und die Suche nach einem Erfolgsrezept eine zentrale Rolle. Der oft maßlose Umgang mit Drogen und Alkohol und das Bemühen um Normalität im Alltag durch Sprachunterricht, Besuche im Fitness-Studio und nicht zuletzt der unermüdliche Einsatz im Musikstudio, das Ringen um ein Comeback, prägen sein Leben.
Alle Höhen und Tiefen dieses Künstlerlebens können deshalb so transparent dargestellt werden, weil Falco – trotz aller Einsamkeit – bis zuletzt engen Kontakt mit dem Künstlerduo DoRo hielt.
Das erfolgreiche Comeback mit dem Album „Out of the dark“, das im Jahre 1998 posthum erschienen ist, und Platin-Status erreichte, hat natürlich aufgrund seines Todes einen besonderen Stellenwert in dieser Romanbiographie. Als Künstler auf der Bühne war Falco perfekt. Selbst sein Lebensende, der Abgang von der Bühne des Lebens schien, so makaber es klingen mag, geplant.
Zitat Falco aus einem Interview im Jahre 1982: „Wenn ich schon mal zu früh sterben sollte, dann wie James Dean – auf einer Kreuzung, im Porsche. Zack. Aus“. (3)

Der Inhalt des Werks beginnt und endet mit dem tragischen Ereignis, dem unerwarteten, unnatürlichen Tod des Sängers Falco kurz vor seinem 41. Geburtstag. Dieses Ereignis bildet den Ausgangspunkt der Romanbiographie und setzt dem Werk einen, wenn auch tragischen Schlusspunkt. Falco starb am 6. Februar 1998 infolge eines schweren Verkehrsunfalls auf der Dominikanischen Republik.
Am 19. Februar 2007 wäre Falco 50 Jahre geworden.

Für Fans:
Adressen im Internet:
http://www.falco.at

http://www.bmg.co.at/falco
(Homepage der österreichischen Plattenfirma)

(1) Hans Mahr, in: Rudi Dolezal und Hannes Rossacher, Falco. Hoch wie nie, Verlag Kremayr &Scherian ,Wien 1998 (Umschlag-Rückseite).
(2) Dolezal, Rudi u. Rossacher, Hannes, Falco. Hoch wie nie, Verlag Kremayr & Scherian, Wien 1998.
(3) Zitat aus einem Interview, das er seinem Journalistenfreund Peter Leopold gab. In: Peter Wagner, Was bleibt…, Ideal-Verlag, Hamburg 1998, S.5.


Albrecht Rau