Blues Implementation
Joachim Harmut (links) um 1964Sie wüssten gar nicht, wie sie das machen sollen. Denn diese Leute verkennen, dass die formalen Struktur des Blues nicht nur zum Auswendiglernen da sind, sondern vor allem ein Werkzeugkasten für neue Songs sind: nicht nur musikalisch, da ist es klar, Pentatonik usw. Sondern auch und vor allem rhetorisch. Blues ist eben keine Sammlung von ewig wahren, mythischen Geschichten, die sich quasi von selber aus der Seele heraus ergießen, wenn man das richtige Feeling hat und ein guter Mensch ist, sondern ein Ensemble rhetorischer Techniken zum Transport von Geschichten. Aber die Geschichten muss man schon selber mitbringen - wenn man sie nicht erlebt, muss man eben welche erfinden. Und wenn man was zu erzählen hat, dann findet man auch Wege, die Techniken so einzusetzen, vielleicht sogar umzubauen, dass sie für diese spezielle Geschichte funktionieren.
Wenn man dagegen dieselben Geschichten immer und immer wiederholt, bleibt auch die sprachliche und musikalische Form auf der Strecke. Die Folge: Sie wird zum Klischee. Zur Leerformel. Zum Kitsch.
Das hat der Blues eigentlich nicht verdient.
Wer kann ihn retten?

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