Viel haben sie über uns geschrieben, in den Zeitungen und Magazinen. Das Sportliche gefalle uns halt am Jörgl, wie der sich an einem Bungyseil die Brücke hinabstürzt, spiegle unser Lebensgefühl wider, wie er marathonläuft und schwitzt, bergsteigt und porschefährt. Fünfunddreißig von hundert Sprößlingen aus dem dritten Stock gefällt das. Jung und dynamisch, frech und das doch nur nach unten (beim Treten), aufstrebend und brav am Altar des Kapitalismus dienend - schnell ein Kreuzerl für die Veränderung (ist zurück und rückwärts nicht auch eine solche?) und gegen die Überfremdung.
Wir sind aufgewachsen mit den rechtsextremen Flammen von Rostock, Mölln, Solingen, Hoyerswerda, mit den Molotowcocktails auf die Kanaken und den beifallklatschenden Bürgerinnen und Bürgern, die sich ja nur um ihren Arbeitsplatz Sorgen machten. Wir haben sie gesehen, die Bomberjacken und Springerstiefel. Was ganz Österreich bewegt, haben wir gelesen, von den Briefbomben, durch die Luft wirbelnden Fingern, von Oberwart und vier Zerfetzten, was im Endeffekt doch bloß das unpolitische Schauspiel eines Irren war, der einzig seines unbefriedigenden Sexuallebens wegen eine Bajuwarische Befreiungsarmee ersann. Ende gut, alles gut. Wir sind älter geworden in einer Zeit, da die rechtsextremen Parteien mit dumpfen Angstparolen regen Zulauf fanden. Ausländer raus! grölten nicht nur biergestählte Neonazis, auch aus Parteizentralen ereilte uns jener Ruf. Am Computer haben wir KZ-Simulationen gespielt, Türken vergast und den Adolf exkulpiert.
Die VAPO und andere Wehrsportgruppen sind mit getarnten Gesichtern durch Wälder gerobbt und haben eine Ehre geschworen, die wieder Treue heißen sollte. (Deren Führer haben sie kürzlich frühzeitig entlassen. Wegen guter Führung.) Und nebenbei sind wir in die Schule gegangen, haben vom Nationalsozialismus gehört, Bücher über damals gelesen, und wie furchtbar und grundfalsch das alles gewesen sei. Über die Gnade der Nachgeborenen wurden wir informiert. (Und untereinander sagen wir uns: Seien wir uns doch ehrlich, wir wären damals doch auch dabeigewesen.) Manchmal sind wir nicht darum herumgekommen, einen geheuchelten Antifaschismus als einen solchen zu durchschauen.
Moralische Zeigefinger haben versucht, uns gegen Xenophobie einzuschwören. Daß es restriktive Asylgesetze gab, wußten wir noch nicht. Toleranz und Vorurteilslosigkeit haben sie uns gepredigt. Daß es einen Schutzparagraphen gibt, haben wir nicht ahnen können. Das und ähnliches sollte uns stutzig machen. Wo ist die Aufklärung, die sich die Sozialdemokratie stets auf die Fahnen geheftet zu haben meinte? >>>