I got to know the DeeJay
"Ich fand das niedlich, dass Ponys viel lauter wiehern können als Pferde." So Erobiques Begründung für den Bandnamen 'International Pony'. Gleichzeitig auch anrührend, dass gestandene Deejays sich nach einem Tierchen benennen, das normalerweise die 12jährigen Herzen kleiner Wendyleserinnen höher schlagen lässt.
Während der Rest der Herde sich noch mit der eselssturen Technik herumschlägt, hat Erobique Zeit gefunden um sich bei einer Handvoll Salzstängel über das Ponyleben in Großstädten, die Hamburger Jungs der Indierockszene und den Anfang von allem zu unterhalten.
Der Ursprung von International Pony liegt in einer irrwitzigen Fügung von 'drei Jungs gehen spielen und was dabei herauskommt, ist großartige Musik'. Was alles passieren kann, wenn sich zwei Fischmobs und Erobique während einer gemeinsamen Tour 1998 ein paar Tage mit DJ Equipment einschließen... . "Das hat einfach gepasst, wir haben das dann auch gleich auf Platte gepresst. Macht man ja auch nicht immer". Was für Musik eigentlich? So ein bisschen Elektromusik halt ist wohl kaum die erklärende Umschreibung, oder? "Nein", wehrt Erobique ab. "Ponystyle, das ist schon klar, dass man das nicht definieren kann". Wer in keine Schublade passt, macht sich eine, und wer mit hinein will, der muss hart dafür arbeiten. Wie zum Beispiel diverse Gaststars auf dem Album "We Love Music". Austin Cole und Don Dougi mussten die Nacht durcharbeiten, bevor sie ponykompatibel wurden und ihr Sound sich mit dem von Cosmic DJ, DJ Koze und Erobique zu einer Idee verband. "Die Gastsänger haben nen halben Tag gebraucht, bis sie das so drauf hatten, dass das passte. Die kamen dann in der Früh um acht raus, wir hatten alle Augenringe, aber dann war das auch der Style den wir wollten!"
Erobique, seines Zeichens Drittel der Ponyherde und von Thees Uhlmann als "guter Mensch, gute Musik und, sagen wir mal künstlerische Vision", kurzcharakterisiert, erklärt den schmalen Grat zwischen schlecht covern und gut remixen. "So viele Töne gibt es ja nicht auf der Welt, eine gute Textzeile kann man ja auch benutzen". Kurz und gut gesagt, solange es sich, betont er, nicht um einen uralt 70er Smashhit handelt, der mal gut war. Vor dem Covern. "Ich finde, dass wir anfangen sollten, neue Stücke aufzunehmen, wir probieren ja auch allerhand aus, schneiden mit." So ist Ponystyle von Anfang an entstanden, so entsteht er weiter. Offen sein, das Experiment zum Verfahren der Herstellung gemacht. Remixen ist eine passive und aktive Ponyangelegenheit. "Wir machen selbst Remixe und lassen uns auch immer gerne remixen". Open Source, solange es sich gut anhört, ist hier legitim. Vor allem im trauten Kreise der drei, bringt jeder mit, was er hat an musikalischer Vergangenheit und aktuellen Lieblingsstücken.
Plattenkritiker fanden in "We Love Musik" zahlreiche Musikzitate, jeder andere. Bewusste Verwendung? Oder die Musik der ganzen Welt als kollektives Bewusstsein? "In der Musik gibt es keine direkten Huldigungen, Zitate passieren, wenn man Musik macht. Koze ist ja jetzt auch Deejay, wir haben all den selben Konsensgeschmack, es ist nicht so, dass man das jetzt richtig bewusst macht". Ob denn nicht ohnehin jeder sein Lieblingszitat in der Musik findet, die er hört? Freundliches Lächeln von Erobique an meine Adresse. "Schöner Satz, genau das ist es, gefällt mir".
Erfolgreiches Konzept soweit. Die Menschen kamen in Massen zum Tanzen, um sich zu freuen, zu treffen. Wer da war? Alle! "Die Leute, die das gut finden, die haben die Musik auch kapiert. Es ist Musik für Menschen, die noch Herz haben und nicht nur dem Musikmainstream hinterher rennen. Die, die zu unseren Konzerten kommen, sind nett und freundlich. Da kommt alles, das hat mit unterschiedlichen Stilen nichts zu tun". Thees Uhlmann meint, zumindest zu Erobiques Musik, aber wohl sicher auch zu den Ponys, "dass Leute, die das nicht gut finden, es einfach nicht verstehen. Klasse, wenn man sich so abgrenzen kann." Die Menschen verbringen einen guten Abend in Liebe zur Musik, neuen und alten Tönen. Neue Töne, neues Album? "Bald, wir werden auf jeden Fall nicht so lange brauchen ,wie für das Erste". Schönes Versprechen. Bis bald, Ponys.
Margot Wilhelms
Erstveröffentlichung auf www.b-si.de.
Veröffentlichung auf www.gebrauchtemusik.de mit Genehmigung der Autorin