Die Ausgeflippten
Workshop haben 1990 ihre erste Platte veröffentlicht und seither noch fünf andere (einschließlich dieser neuen mit ihrem epochal abgedrehten Titel - damit muss ich demnächst mal eine E-Mail unterschreiben und warten, was passiert...), und es ist mir bislang nicht gelungen, von ihnen zu erfahren. Umso seltsamer, als drei ihrer Platten auf dem nicht gerade obskuren Label L'Age d'Or erschienen sind. Dass Workshop dort allerdings ein (kommerzielles) Schattendasein im Schatten der mainstreamkompatiblen Hamburger-Schule-Exponenten führen mussten, wird beim Hören der neuen, interessanterweise auf einem ganz und gar nicht rock-affinen Label erschienen CD schnell verständlich - im Guten wie im Schlechten.
Meines Erachtens unhörbar sind leider die von Akustikgitarren-Gedaddel - das ja nicht weniger schlimm als jedes andere Gitarrengedaddel - dominierten Stücke, die Reminiszenzen an übelstes Liedermacher-Kunsthandwerk heraufbeschwören. Auch der Rest des Albums ist kaum weniger befremdlich. Das liegt zu einem gut Teil an den bisweilen ermüdend kryptischen Texten, die an die nervigeren Exponenten der Diskursrock-Innerlichkeit (Schreuf, Cpt. Kirk & - so weiter) erinnern. Im absolut positiven Sinne befremdlich sind allerdings die Tracks, in denen etwa ein auffallend von elektronischer Musik inspiriertes Schlagzeug auf Sitar, Heimorgel, Feedbacks und andere, uneindeutigere Klangschichten trifft. Da wird die Definition von Rock eindeutig bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit strapaziert, und das kann ja bekanntermaßen nie schaden. Anspieltipps und definitiv Highlights sind Die Verwundung, Wie sieht Es aus?, Jetzt ist Vakanz und Es darf gelacht nisch mehr Im Winter ist fast so etwas wie ein konventioneller Rocksong mit einem nachgerade linearen, erzählenden Text - das könnte man sich auch anhören, wenn man auf die handelsübliche Hamburger Schule steht, deren Definition ich jetzt aber jedem selber überlasse.