Wolken im Weltall
Wolke 7: Legenden (CD, Onetakerecords 2002)
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Dieses Album klingt irgendwie wie ein zeitgemäßes Remake von Sergeant Pepper - vielleicht ohne den revolutionären Charakter, den die bei ihrem Erscheinen hatte, aber vollgepackt mit schönen, oft melancholischen, bisweilen ironischen (der auch von den Beatles ja immer wieder gern genutzte Marschrhythmus, hier auf Bumba) Songs, die es dann durchaus mal vertragen, wenn sie 10 Minuten lang sind. Und wenn ein Hektiker wie ich das sagt, will das was heißen!
Breitwandgitarren, "Tapeeffekte" (wie auf den alten Pink-Floyd-Platten - hat im Zeitalter des Digitalsamplings was charmant Altmodisches), kontrastierender deutschsprachiger Gesang, dessen Duktus sich in seinen besten Momenten angenehm pathosfrei zwischen Tilmann Rossmy und dem späten Rio Reiser (sic!) bewegt und auch mal in durchaus aufwühlender Weise durch den Gitarrenverstärker gegen den Wall of Sound anschreit, dazu rockfremde Instrumente wie Geige und Trompete - damit gestalten Wolke 7 einen ausgetüftelten Sound, den man nur als "psychedelisch" bezeichnen kann. Was sich als Etikett antiquiert und retromäßig liest, ergibt in der musikalischen Praxis eine spannende CD, die sich jedem "angesagten" Sound verweigert und aus überraschenden Traditionslinien Eigenständiges schafft, der man aber trotzdem anmerkt, dass Postrock und die Hamburger Schule nicht spurlos an ihr vorübergegangen sind. Und anders als bei ihren Labelmates Neophlegma funktioniert die aufwändige Soundbastelei bei Wolke 7, weil sie auf der Grundlage guter Songs arbeiten.