"Inbetween all of that, there's my existence - open the door"
Red Sparrow: Endless Loop (CD, Wohnton CD 006, 2002)
Vertrieb: Nova

Ambient? Clicks'n'Cuts? Medien-O-Ton-Collagen? Ja, sicherlich, all das ist dabei, wie es sich für eine anspruchsvolle, nicht primär Dancefloor-orientierte moderne Elektronikplatte eben gehört, n'est-ce pas? Wollte man gehässig sein, könnte man sagen, dass das Album von Red Sparrow hält, was der Titel androht: eine Aneinanderreihung von Elementen, die man alle schon (zu?) oft gehört hat. Aber so einfach kann man es sich nicht machen - es sei denn, man wäre konsequenterweise auch bereit, allen Gitarristen pauschal vorzuwerfen, sie verwendeten auch bloß immer die gleichen 1200 Akkorde.

Apropos Gitarre: auf open the door, dem vierten Stück dieser CD, wird eine überproduzierte Akustikgitarren-Figur, die in geradezu karikaturhafter Weise so ein "Spanische Gitarre"-Feeling ausdünstet, in einen ansonsten verhaltenen Ambient-Track eingebaut, gewissermaßen als Fremdkörper, der den Flow des elektronischen Track-Gefüges immer wieder ins Stocken bringt, den Rhythmus sozusagen zum Reagieren zwingt. Was als isolierte Arrangement-Idee und in den meisten anderen Pop-Kontexten einfach nur kitschig klänge - die Gitarre - , sorgt hier überraschenderweise für ein neuartiges Spannungsmoment, das die Ambient-Flächen ihrerseits davor bewahrt, dem Klischeehafte anheim zu fallen.

Dieser Track ist ein gutes Beispiel für die großzügige Souveränität, mit der Red Sparrow die Grenzen zwischen experimenteller Elektronik und Chartradio ignoriert (gerade auch im Umgang mit Gesang). Ob man das dann im Einzelnen immer gut findet, wird Geschmackssache sein, aber der Ansatz ist jedenfalls Pop-Bricolage im guten Sinne: Genre-Stereotype so zusammenbauen, dass Spannungen entstehen, die Neues preisgeben, Türen öffnen. Das in der Überschrift zitierte Sample dürfte insofern durchaus programmatisch gemeint sein. Diese Spannung wird dadurch unterstrichen, dass zwischen den einzelnen Elementen häufig sekundenlange Pausen stehen, die sich dem beruhigenden, alles reflexionslos vereinnahmenden Flow verweigern - Denkpausen sozusagen.
Was ich persönlich besonders gelungen finde, sind der Schlammpeitziger-artige Neo-Kraut-Moog-Track les arbres (Track 2), die Collage standing on a tv screen III (Track 6) und der zwischen Song und - nunja, jenseits der Schubladen eben - pendelnde Schlusstrack (15), as the sparrow, der auch einen mir sehr angenehmen Humor im Umgang mit den Samplequellen erkennen lässt.

gebrauchtemusik

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