Helden der Arbeiterklasse
Glaring Surge: Unreleased Dreams/Colour My Days (7", Moonscreen Records 1999)
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Man zieht auf dem Nachhauseweg von der Arbeit eine Single aus dem Postfach und beschließt im Gehen, den Rest des Tages auf diese Platte zu setzen. Das heißt: weil man zu müde und der Kopf von der Arbeit zu voll - oder leer - ist, um eine andere Platte auszuwählen, legt man sie auf, gleich nach dem Betreten der Wohnung.

Ein schwieriger Test, denn entweder bläst einem diese Platte jetzt den Kopf frei für noch ein paar Stunden Leben, oder sie nervt einfach ab.

Die beiden Songs von Glaring Surge haben ihn bestanden. Nicht, indem sie einen mit sehnsüchtig-psychedelischen Indiegitarrenmelodien umspülen - wobei sie das irgendwann im Verlauf der Songs auch tun, aber ohne dass diese ins Melodramatische umkippen. Nein, was der Platte ihre befreiende Kraft verleiht, ist die Tatsache, dass sich die Musik mit dem Anfang von Unreleased Dreams erst in Gestalt eines sich tastend formierenden Schlagzeugbeats durch lärmige Gitarrenschichten ins Freie kämpfen muss, wo das Einsetzen des eigentlichen Songs dann plötzlich einem erfrischenden Windstoß gleichkommt - eben genau das Gefühl, das man nach der Arbeit haben sollte...
Aber die Frische der Melodien muss auch im weiteren Verlauf beständig gegen die Dissonanz ankämpfen, und damit bietet die Musik eigentlich ein treffendes gefühlsmäßiges Abbild des Alltags überhaupt.

Und offenbar auch Kraftreserven für den denselben. Immerhin beschloss auch Eric Fritzler, der Labelmacher von Moonscreen Records, laut eigener Aussage auf dem Weg zur Arbeit, als er die Songs erstmals im Auto hörte, diese Platte zu machen, denn die Musik "erfüllte mich mit so viel Freiheit, wie jemand auf dem Weg zur Arbeit fühlen kann."

gebrauchtemusik

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