Deep House aus der Hundehütte
Doghouse: Demo 1.b
Doghouse: Demo 2
(beides CD-R, CRACKED Foundation for the Fine Arts, Bestellung beim Label.
Um eins gleich vorweg zu sagen: einer sortenreinen DJ-Definition von Deep House würde die Musik des Wiener Projekts Doghouse nicht gerecht werden, aber dass die Tracks extrem viel Soul haben, werden wohl wenige bestreiten. Demo 1.b und 2, entstanden im Abstand von drei Monaten im Juni bzw. September 2002, enthalten insgesamt 19 Tracks, die genauso minimalistisch wie die CDs nur mit Nummern betitelt sind. Ganz und gar nicht minimalistisch ist, wie schon angedeutet, die Programmierung: fett pulsende Bässe, Orgeln (Track 3 auf Demo 1.b) oder hypnotische Klavierläufe (Track 10 auf Demo 1.b) gehören hier zum Grundinventar. Obwohl die Tracks fürs DJing meistens etwas kurz geraten sein dürften (was dem Hörgenuss zumal auf CD ja keinen Abbruch tut, wofür gibt's schließlich Repeat-Tasten), ist das durchweg extrem tanzbarer (wenn man sich nicht zu hektisch bewegen will) und extrem hörbarer Stoff, der im Wesentlichen auf mehr oder minder verschachtelten Breakbeats basiert. Auf Track 7 von 1.b finden sich, nach dem Genuss der ersten sechs Stücke nicht mehr wirklich überraschend, deutliche Massive-Attack-Anklänge.
Noch wesentlich besser als das schon sehr gut gemachte Demo 1.b gefällt mir aber dessen Nachfolger, bei dem es schwerfällt, einzelne Tracks herauszugreifen, weil der insgesamt noch deutlich dunklere, rauere, dreckigere und sägendere Sound (jedenfalls auf dem Großteil der CD) ein kompaktes Ganzes ergibt. Besonders gelungen finde ich Track 3 mit seiner elektronischen Version einer Bratzgitarre und Track 6 mit seinen insistierenden Zirpsounds. Mit Track 8, der ein Akustikgitarren-Sample durch vertrackte rhythmische Einbettung ganz neu klingen lässt ohne es direkt zu verfremden, beginnt dann ein anderer Abschnitt des - ja, man kann das trotz des bescheidenen Titels so sagen - Albums: Pop-Dekonstruktion mit erfreulichen Ergebnissen. In Track 9 wieder eine Gitarre/Klavier-Figur, die mir aber ein wenig zu süßlich ist - da hätten die Strategien des restlichen Albums ruhig etwas unversöhnlicher eingesetzt werden dürfen. Aber alles in allem: großartige Electronica, die Experiment und Pop perfekt verbinden.