The Night Johnny Came To The Cash Machine
Derek DePrator: When The Train Left The Station (12'', Dhyana Records DHY 051, 2003)
Kaum hat der Jubiläumssampler DHY050 Kultstatus errungen, legt Dhyana Records den nächsten Fetisch für Vinyl-Fans vor: einseitig gepresst, auf der glatten Seite mit einem Siebdruckporträt des Künstlers versehen, enthält When the Train Left the Station von Derek DePrator aus Cleveland, Ohio, und seinen Kollegen sieben Songs, die den eher uniform klingenden Slogan "Dhyana Goes Country" Lügen strafen. Oder zeigen, welche Vielfalt hinter einer solchen vermeintlichen Schublade wie Country stehen kann. Hier ist alles an musikalischen Intensitätsformen geboten von Hippie-Impro-Exzess über Punk-Nihilismus bis zu Blues - aber eben innerhalb einer Formensprache, die man meinetwegen Country nennen kann. Man kann's aber eben auch lassen und einfach nur seine Ohren zum Herz hin öffnen - dann werden auch erklärte Countryhasser hier etwas finden, was sie berührt. Mein Anspieltipp ist jedenfalls der Blues This Could Change A Million Lives (but it won't change mine any way): ein zutiefst zynischer Abgesang auf die emotionale Begrenztheit des eigenen Musizierens (auf textlicher Ebene), wie man ihn in dieser Nacktheit selten findet. Die widerstreitenden, unterkühlt klingenden Eisblöcke aus Gitarrenstimmen aber reiben sich dermaßen aneinander, dass sie Funken schlagen. Eis brennt.