Die Veröffentlichungen des Bremer Labels Happy Zloty stehen für Komplexität im Detail - sowohl was die Musik, als auch was ihre Präsentationsform betrifft. Die Musik der Happy-Zloty-Künstler Diazo, Ilse Lau oder Volker Hormann arbeitet, bei aller Unterschiedlichkeit, stets mit der Überlagerung verschiedener Rhythmus- und Klangschichten, die in sich durchaus minimalistisch sind, deren Überlagerung aber im Ohr der Hörerin komplexe, auf sehr unterschiedliche Weise decodierbare Gebilde entstehen lässt - und das oft innerhalb sehr kurzer Zeit. Auf den Covers überlagern sich, als visuelles Analogon zur "Schichtung" der Klangebenen, Siebdruckschichten, die jeweils schlichte Piktogramme in klaren Farben zeigen, durch den Übereinanderdruck aber zu Labyrinthen werden.
Das bevorzugte Format von Happy Zloty ist die Vinyl-Single, die ohnehin zeitliche Begrenzung impliziert (offen bleibt die Basis-Überbau-Preisfrage, ob Happy Zloty immer 7"es machen, weil die Stücke ihrer Künstler eben kurz sind, oder ob die Stücke kurz sein müssen, weil das Budget jeweils nur für eine 7" reicht...). Mit der Compilation Training im Achter wird diese Beschränkung forciert: in den ca. 16 Minuten einer 33-rpm-Single sollen acht Stücke von acht Beteiligten Platz finden.
Die meisten Stücke bewegen sich in den Grenzbereichen des Musikalischen. Knisterarrangements und elektronische Stimmmetamorphosen bestimmen das Klangbild. Durch das weitgehende Fehlen von Melodien und durchgehenden Metren (die große Ausnahme ist hier freilich die erstaunliche Kammermusik von Metamorphosis) wirken die Stücke in sich bereits sehr collagehaft. Die Brüche zwischen den Stücken wirken dadurch als Fortsetzung der Ästhetik der einzelnen Tracks und geben der Platte paradoxerweise gerade ihren Zusammenhalt. Man könnte sagen, die Unterteilung jeder Plattenseite in vier Stücke von vier Interpreten macht auf metaphorische Weise die einzelnen Klangschichten sichtbar, die in jedem Stück einer Happy-Zloty-Platte zusammenwirken - als würde man vier verschiedenfarbige Druckschichten nebeneinander drucken. Die Namen der einzelnen Schichten wären dann: James DIN A4, Reinhart Hammerschmidt, Ilse Lau, Dr. Treznok, Tim Tetzner, Diazo + Claudia Kapp & Agatha Wenninger, Metamorphosis und Endiche Vis.Sat. Und Diazo ist ja tatsächlich ein Kunstharz, das auf Druckplatten Verwendung findet...