Boris Kerenski:
Zwischen dem offiziellen Buchmarkt und dem "Jahrmarkt der Subliteraturszene" muß man differenzieren und sich zunächst einmal die Situation des traditionellen Verlagswesen vergegenwärtigen. Die großen Verlage befinden sich in einer Phase der Erstarrung. Der Lektor, der früher über eine gewisse Freiheit verfügte und die Möglichkeiten besaß, noch junge, unrentable Talente zu fördern und diese langsam für den Markt aufzubauen existiert so nicht mehr. Seine Position wurde zunehmend durch Marketingspezialisten ersetzt, die sich nicht unbedingt mit der Frage was neu und interessant sein könnte beschäftigen, sondern primär die Verkaufszahlen im Kopf haben (müssen). Wenn man interessiert an neuen und innovativen Publikationsformen ist, die subversiv den Sand im Getriebe der Mainstreamkultur darstellen sollen, darf man das Internet nicht außen vor lassen. Die digitale Literatur entzieht sich radikal den merkantilen Strukturen, denn durch den freien Zugang kann sich der User/ Surfer kostenlos die gewünschten Seiten per Mausklick ins Haus holen - Literatur, temporär, in ihrer Flüchtigkeit verbindlich, für jedermann. Hier hat der Buchhandel keinen Einfluß mehr, das Artefakt als handelbarer Gegenstand hat ausgedient. Natürlich wird das Internet das gedruckte Buch nicht verdrängen oder gar überflüssig machen doch endlich haben die Herausgeber von Fanzines oder Little-Mags zu einem Distributionskanal Zugriff und sollten diese Möglichkeit auch nützen. >>>