Ein E-Zine für NetzkulturAlexander Scholz:
Nun denke ich, daß man nur auf die Arbeit schauen muß, zu der ich Nöske und Kerenski alles Gute wünsche. Zum anderen will ich aber selbst noch die Chance nutzen, meinen eigenen Horizont abzugrenzen. Ich möchte so noch einmal festhalten, daß das Internet sicherlich eine wichtige Plattform für das kommende Wirken von Autoren und Künstlern werden wird. Ich denke auch, daß ein neuer Stil (im Sinne des Austausches) erforderlich ist, oder vielmehr sich herausbilden wird, denn einerseits ist es müßig das eine Medium, eine traditionelle Sprache anders (technisch) zu verpacken, genau hier würde das Internet seinen kreativen Sinn verfehlen und andererseits, ist der Videoclip nicht länger eine einfache Aufnahme der Band beim Vortragen ihres Werkes geblieben. Genauso wird das Internet einer anderen Generation zulassen, ihren eigenen Stil zu kreieren. Ich habe fast die Befürchtung, daß wir nicht diese Generation sein werden. Aber das ist noch nicht abzusehen. Das Kunstwerk, welches Diskussion, Musik, Video, Vision etc., enthält ist schon geboren, und der interaktive Track auf CD-ROM etc. ist nur der Anfang einer neuen Kunst.
Zum anderen möchte ich hier noch etwas Grundsätzliches zu den Anschauungen meiner Vorredner loswerden, denn ob sie eine Kulturlandschaft, wie sie mit Video, Foto, Literatur etc. besteht, reflektieren können oder auch wollen bleibt fraglich. Dies soll keine Kritik sein. Ich halte es jedoch für ungeheuer wichtig, das Neue mit dem Alten, die eine Sprache mit der anderen zu vermischen. Und neben den jungen ungehörten Stimmen, den Stars im Beat-Himmel, den guten Literaten gibt es noch andere Künstler. Ich habe es einfach satt, immer nur in den eigenen Anschauungen, in den eigenen künstlerischen, festgefahrenen Bahnen, im eigenen Mark zu schmoren. Vielleicht habe ich es ja auch satt, nur über Literatur nachzudenken, ich will das Gesamtkunstwerk, und da führt kein Weg an der Mainstreamkultur, und schon gar nicht an Vincent van Gogh, Paul Cezanne, Antonin Artaud, Allen Ginsberg, Tracey Moffat, Jon Spencer oder Cindy Sherman oder Andy Warhol oder Roy Lichtenstein vorbei (alles ernstzunehmende Künstler und keine einfachen Pop-Schamanen (Seitenhieb zu Thomas Nöske) und schon gar nicht Poetry Slam Meister, denn neben dieses Literaten gibt es auch noch hundert andere Strömungen und Treffen.

gekürzte Fassung aus MINOTAURUS